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  • AutorenbildSkipper Flo

Atlantiküberquerung mit Reparatur-Stopp

Wir haben es geschaff! 3120 Seemeilen im Kielwasser! Mit einem gezwungenen Stopp auf den Kapverden.

Ein erhebendes Gefühl, Stolz macht sich breit bei allen Besatzungsmitgliedern, ein verdienter Anleger!

Und Tränen der Freude über das Geschaffte und die Strapazen der letzten Wochen!

Was ist alles passiert, was sind die Erfahrungen?


1. Teil Puerto Mogan bis Mindelo


Nach 3 Wochen im Hafen und einer gewissen „Hafen-Fäule“ sind wir am Samstag, den 18.11. aus Mogan ausgelaufen. Wir haben bewusst einen Tag vor der großen Transatlantik Regatta (ARC) gewählt, um im Notfall ein paar Boote „um uns“ zu haben. Im Windschatten von Gran Canaria und unter knallenden Korken von Fernando (Sol & Luna - best Location in unseren Augen in Mogan) sind wir an die Windkante gefahren und haben Segel gesetzt!

Der Wetterbericht war knackig, aber machbar! 35kn Wind stetig, in den Böen bis 45kn dazu ne sportliche 5 Meter Atlantik Welle auf Kreuz mit der Windsee war der Start! ;-)

Der Begriff unangenehm beschreibt es ganz gut… es fällt alles von links nach rechts, man kann sich kaum bewegen an Bord, Essen kochen, Toilette und auch nur Stehen, sind eine echte Herausforderung.

Kurzum, wir haben am ersten Tag unser Genua-Stahl-Fall verloren (abgerissen), die Genua ist unter den Bedingungen abgerauscht und ins Wasser gefallen. Natürlich an 3 Seiten angeschlagen - man nennt es Wassersack  - in der Größe der Grundfläche unseres Hauses! Alle Schwimmwesten an, Genua bergen auf einem Vorschiff, dass sich bewegt wie ein Oktoberfest-Fahrgeschäft und das mit Einbruch der Dunkelheit!

Groß ins Reff, Kuttersegel rauf, Besan rauf und ab weiter Kurs Süd, wir haben ja noch ein Not-Fall (Leine) im Rigg.

In der Nacht hat die Mariposa so gekränkt, dass es uns eine, der an der Reling montierten Solarplatte, durch das Fahrtwasser (Kränkung über 60% nötig) abgerissen hat! Schnelle Reaktion, wir konnten sie bergen und notdürftig montieren.

Am 2. Tag haben wir versucht die Genua mit dem Not-Fall zu setzen, dabei ist die Leine von der Rolle im Mast-Top gerutscht und hat sich zwischen Rolle und Aufnahme verklemmt… Segel halb oben, kein Runter und kein Rauf! Ein Versuch von der mutigen Helena in den Mast zu steigen haben wir abgebrochen. Bei einem rollenden Schiff, selbst im beigedrehten Zustand mit einer 4 Meter Welle, ist das tatsächlich ein lebensgefährliches Unterfangen!

Wir haben an der Stelle die Entscheidung getroffen, auf die Kapverden abzulaufen und die Reparatur ordentlich vor Ort zu machen.

In 6 Tagen sind wir von Mogan nach Mindelo (Vorwind-Kreuz) knappe 1000nm gesegelt, ohne Genua. Etmale (Strecke in 24 Stunden) um die 160nm zeigen ein Bild der Windverhältnisse!



2. Teil Mindelo bis Barbados


Gestärkt und aufgerüstet sind wir ohne großes Aufheben am 29.11. wieder los - Kurs West! Geplant waren 14 Tage feinstes  Passat-Wind-Segeln.

Doch 1. kommt es anders... und 2. als man denkt!

Die ersten 2 Tage hatten wir eine sportliche Kreuzsee und etwas Passat.

Bedingt durch ein Tiefdruckgebiet, was sich aus der Karibik erst Richtung SE und dann nach NE entlang der Route bewegt hat, mussten wir als erstes sehr weit in den Süden ablaufen ( unter den 10. Breitengrad). Wir wollten auf keinen Fall in die Nähe des Tiefs und Gegenwind mit schlechtem Wetter riskieren. Leider hat uns dieses Tief Demut gelehrt, wir sind 5 Tage teils bei kompletter Flaute gestanden, sehr langsam gefahren, oder unter Motor unterwegs gewesen. Man muss sich das so vorstellen: Es schaukelt 24 Stunden von links nach rechts, man hat sehr wenig Wind (der kommt von hinten - bei Fahrt nach vorne) und 32 Grad im Schatten an Deck! Schatten gibt es aber kaum! Unter Deck hat es ca 45 Grad wegen Motor und Ofen.

Die Segel schlagen in einer Lautstärke, dass man einen Schützenverein im Vergleich als Naherholungsgebiet definieren würde.

Am Sonntag, den 3. Advent um 0430 Uhr war es dann soweit! Er war da - der Passat!

Leider ist unser Plan mit Bequia, bedingt durch Piraten und bewaffnete Überfälle, nicht aufgegangen - Deppen gibt es überall, diese hier kleben sich aber nicht ans Boot. Barbados sollte es einfach werden :-)

Auf dem 2. Teil hat es uns diverse Leinen aufgescheuert, 2 Blöcke zerlegt und die Genua Roll-Reff-Anlage angeschlagen, aber keine schwerwiegenden Teile zerstört.

Wir haben 65 Motorenstunden gefahren. Und sind 2130nm am Stück von Ost über Süd nach West gesegelt.



Der Traum der Ãœberquerung eines der Weltmeere ist wahr geworden!


Wenn alles läuft, was macht man da den ganzen Tag?

  1. Angeln - wir haben richtig schöne große MahiMahi’s gefangen, Thunfische, einen Wahoo und viele Algen!

  2. Lesen (22 Bücher)

  3. Rätsel lösen (per Iridium mit anderen Booten)

  4. Ratschen und Lachen - haben viel geblödelt als Familie

  5. Kochen und Proviant, Wasser und Diesel checken

  6. Fliegende Fische von Deck werfen ;-)

  7. 3 Fragezeichen hören

  8. Ãœber den Wind und die Windrichtung aufregen

  9. Sich fragen warum man das eigentlich macht!

  10. Überlegen was als nächstes kaputt gehen könnte

  11. Nachdenken: über sich, die Welt und was sich verändert hat! Alte und neue Prioritäten und wie man es sich im Alltag später wieder einrichten will


Jetzt haben wir gute 4 Monate in der Karibik und auf den Bahamas vor uns!


Dann geht es wieder zurück! Mit viel Respekt vor der Ostroute über die Azoren zurück ins Mittelmeer und hoffentlich dem passenden Wind und keinen Unwettern, Tiefdruckgebieten und Ausfällen der Technik oder Verletzungen.


An dieser Stelle möchten wir uns bedanken!

Bei Dirk Reich für seine technische Hilfe und seine meteorologische Unterstützung, aber auch seine motivierenden Mails!

Der Aperoliker-Gang für viele Witze und Infos aus der Heimat!

Unseren Müttern und Geschwistern, die etwas Heimat und Weihnachten per Mail und Sat-Telefon gebracht haben!

Bei den Freunden von uns und den Kindern, die sich gemeldet haben um uns mental zu unterstützen!

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